Aus dem Nichts

Ein Name wie ein gefälschter Adelstitel. SG Tübingen-Ludwigshafen/Karlsruhe. Wir sagen liebevoll „Tüluka“. Die Baden-Württembergerinnen sind die große Unbekannte des Final4 2019 und bringen einen Namen zurück auf die Bühne, der zur Entwicklung des deutschen Floorball so viel beigetragen hat, wie kaum ein zweiter: Andreas Kappler.

Als das Pokal-Viertelfinale gegen die SG Berlin ins letzte Drittel startet, ist das Final4 noch weit entfernt. 1:1. Die Berlinerinnen am Drücker. Dann aber Powerplay für die SG Tübingen-Ludwigshafen/Karlsruhe. Bevor der Hallensprecher den Teamnamen ausgewürgt hat, trifft Ursina Jaeger zur Führung. Kurz darauf legt Johanna Freilingsdorf nach. 3:1. Und noch ein Treffer. 4:1. Und noch einer. 5:1. „Tüluka“ fährt nach Leipzig.

„Wir sind ganz klar der Underdog, auch im Halbfinale“, beschreibt Trainer Andreas Kappler die Chancen seiner Damen beim Final4. Die SG trifft dort auf Dresden, ein weiteres Überraschungsteam. „Aber Underdog waren wir als unerfahrene Mannschaft in den beiden vorigen Runden auch. Unser Team ist hungrig und wird alles geben, um ins Endspiel einzuziehen.“

In einer homogenen, individuell gänzlich unbekannten Truppe ist Kappler der mit Abstand klangvollste Name. Seit fast 30 Jahren ist der Professor für Geomikrobiologie in der Floorball-Szene unterwegs. Als Spieler in Konstanz in der Schweizer Liga und auch in der Herren-Nationalmannschaft, als Trainer des Schweizer NLA-Vereins Kloten-Bülach Jets und der deutschen Damen-Nationalmannschaft, und auch als Betreuer des Studententeams der California Institute of Technology betreut. Wo Kappler ist, ist Floorball.

Nach seiner Rückkehr aus der USA im Jahr 2014 installierte er die Sportart an der Uni Tübingen. Parallel dazu leitete er Trainerkurse in Baden-Württemberg und widmete sich auch wieder seinem Verein, den Tübingen Sharks, die er 2005 gegründet hatte. „Mittlerweile haben wir drei Nachwuchs-Teams. Ich trainiere die U9 und U11 sowie natürlich unsere Damen und spiele bei den Herren-Teams. Meine eigenen Kinder spielen natürlich auch Floorball. Ich werde auf jeden Fall auch weiterhin unserem Sport erhalten sein“, verspricht Kappler.

Die Entwicklung der Damen „from Zero to Hero“ ging schnell. Die Teams der Tübingen Sharks und der SG Ludwigshafen/Karlsruhe kannten sich bereits seit einigen Jahren aus der Damen-Kleinfeld-Liga, sind dort eigentlich die beiden Hauptkonkurrenten um den Titel. „Das Damen-Team aus Tübingen hat sich in den letzten paar Jahren gut entwickelt und wir wollten unbedingt am Großfeld-Pokal teilnehmen“, beschreibt Kappler die Entstehungsgeschichte der SG. „Da bei uns alleine die Personaldecke aber doch etwas dünn gewesen wäre, hatten wir Ludwigshafen/Karlsruhe angefragt und die sagten sofort zu. Wie man gesehen hat, ein Erfolgsmodell.“ Die Chemie im Team würde stimmen und man erhoffe sich von diesen Erfolgen Impulse für die beteiligten Damen-Teams und das gesamte Damen-Floorball in Baden-Württemberg.

Kapplers Comeback auf der bundesweiten Bühne wird aber trotzdem verschoben. „So schlimm und tragisch es für mich ist, ich werde nicht in Leipzig mit dabei sein können“, erklärt er. Während die Spielgemeinschaft in der Brüderstraße gegen Dresden auflaufen wird (Samstag, 11 Uhr, Livestream), wird der Professor nämlich im Dienste der Wissenschaft Chile durchreisen. Den Trainerjob werden die Ludwigshafener Stefan Schlereth und Stephan Bachmann alleine leisten. Verloren gehen wird Kappler in Südamerika nicht. Im schlimmsten Fall gründet er dort einen neuen Floorball-Verein.

Foto: Tübingen Sharks

Hinweis: Wir korrigierten den Artikel dahingehend, dass Andreas Kappler den Verein bereits 2005 gegründet hat und bei den Herren-Teams spielt.